[409] Elektrizitätszähler, Instrumente, welche die in einer bestimmten Zeit gelieferte elektrische Energie messen und auch bei schwankendem Energieverbrauch die einzelnen Energiemengen addieren und die Summe anzeigen. Solche Instrumente sind z.B. erforderlich, um die von einer Zentralstation an die einzelnen Konsumenten abgegebene elektrische Energie festzustellen; sie erfüllen da dieselbe Aufgabe wie die Gasuhren einer Gasanstalt.
Multipliziert man den Effekt (in Voltampère oder Watt) mit der Zeit, während der er geleistet wurde, so erhält man die in dieser Zeit gelieferte elektrische Arbeit oder Energie. Die Einheit dafür ist die Voltampèresekunde oder Wattsekunde, d.h. diejenige Energie, die 1 Ampère bei einem Spannungsverbrauch von 1 Volt in 1 Sekunde leistet. Bei größeren Energiemengen gilt als Einheit die Wattstunde. Wird z.B. ein Effekt von 1 Watt 1 Stunde lang geleistet, so beträgt die gesamte Energie 1 Wattstunde oder 3600 Voltampèresekunden. Dieselbe Energie wird aber auch geliefert durch z.B. 30 Ampère bei 20 Volt Spannung in 6 Sekunden oder durch 3 Ampère bei 120 Volt Spannung in 10 Sekunden u.s.w.
Sind die Elektrizitätszähler so eingerichtet, daß sie auch bei veränderlicher Spannung die elektrische Energie, das Produkt Volt · Ampère · Zeit, messen, so nennt man sie Wattstundenzähler oder kurz Wattzähler (auch Voltcoulomb- oder Voltampèrezähler). Meist ist jedoch die Spannung der gelieferten Energie konstant, so stets in dem erwähnten Beispiel der Zentralstationen, und es genügt dann ein Instrument, welches das Produkt Ampère · Zeit mißt und die einzelnen Produkte addiert, der Ampèrestunden- oder Coulombzähler. Schließlich kommen auch Fälle vor, in denen die Energie nicht nur mit konstanter Spannung, sondern auch mit konstanter Stromstärke geliefert wird. Die Instrumente haben dann nur die Zeiten zu addieren, während welcher der Strom eingeschaltet war. Solche Zähler können als elektrische Zeitzähler bezeichnet werden. Sie bestehen aus einem Uhrwerk, das durch den Strom in Betrieb gesetzt wird, bei der Stromunterbrechung aber zum Stillstande kommt.
Je nach der Art der Summierung unterscheidet man noch integrierende Zähler und solche mit absatzweiser Summierung. Zu den integrierenden Zählern gehören die elektrochemischen Zähler, die Pendelzähler, die Motorzähler, die oszillierenden und die Zeitzähler. Früher waren die Ampèrestundenzähler am meisten im Gebrauch, während man in den letzten Jahren mehr zur Anwendung der Wattzähler hinneigt. (Näheres über Vor- und Nachteile beider Arten in [10].) Die Ampèrestundenzähler messen das Produkt Stromstärke · Zeit, Jt, und addieren auch bei schwankendem Stromverbrauche die einzelnen Produkte Jt; sie messen also die Elektrizitätsmenge, die in einer bestimmten Zeit durch eine Leitung geflossen ist.
Die elektrochemischen Zähler sind Ampèrestundenzähler. Bekanntlich ist bei der Elektrolyse der Metalle die ausgeschiedene Menge proportional der Elektrizitätsmenge, Q = a Jt (wo a das elektrochemische Aequivalent ist), oder Jt = Q/a die abgeschiedene Metallmenge ist[409] proportional der Ampèrestundenzahl. Es lag daher der Gedanke nahe, die chemische Zersetzung zur Messung der Elektrizitätsmenge zu verwenden.
Dieses System ist besonders von Edison entwickelt worden, dessen Zähler in Amerika auch heute noch in Gebrauch ist. Edison wendet ein Zinkvoltameter, aus zwei mit Zinksulfat gefüllten und zwei Zinkelektroden enthaltenden Zersetzungszellen bestehend, an und legt dasselbe, damit die Dimensionen nicht zu groß werden, in den Nebenschluß. Es geht also nur ein Teil des Hauptstromes, etwa 1/1000, durch das Voltameter, so daß die Angaben des Zählers mit 1000 zu multiplizieren sind. Zur Bestimmung der Elektrizitätsmenge Wird die Kathode alle 14 Tage, die Anode alle Monate gewogen. Da nun durch die Multiplikation mit 1000 jeder Fehler der Messung erheblich ins Gewicht fallen würde, sind die Messungen sehr genau zu machen und noch einzelne Vorrichtungen anzubringen, um einige Fehlerquellen zu beseitigen. Im unteren Räume des Zählerkastens befindet sich eine Glühlampe, um den Elektrolyten bei größerer Kälte anzuwärmen; ihre Einschaltung erfolgt automatisch durch ein Metallthermometer.
Bei einer späteren Konstruktion hat Edison die Einrichtung getroffen, daß die Gewichtsänderung sich selbsttätig auf ein Zählwerk überträgt. Der Apparat befiehl aus zwei an einem Wagebalken hängenden, ausbalancierten Elektroden, die in eine Ablagerungszelle eintauchen, durch die ein Teil des Stromes geleitet wird. Sobald die elektrolytische Wirkung des Stromes eine Gewichtsdifferenz der beiden plattenförmigen Elektroden bewirkt, senkt sich die durch Metallablagerung schwerer gewordene Elektrode (Kathode) und bringt hierdurch eine Drehung der Achse des Wagebalkens hervor, die in geeigneter Weise auf ein Zählwerk übertragen wird. Gleichzeitig aber kehrt die Bewegung des Wagebalkens die Richtung des den Apparat durchströmenden Stromanteils um, wodurch die Elektroden ihre Rollen vertauschen und die vorher als Kathode wirkende Platte nunmehr zur Anode wird, und umgekehrt, so daß das auf ersterer abgelagerte Metall sich wieder ablöst und nunmehr sich auf der andern, jetzt als Kathode wirkenden Platte ablagert, diese beschwert und den Wagebalken in umgekehrter Richtung bewegt. Das Zählwerk ist so eingerichtet, daß beide Drehrichtungen des Wagebalkens auf dasselbe in gleichem Sinne wirken.
Ein neueres elektrochemisches Zählersystem benutzt eine Platin- und eine Quecksilberelektrode, die sich in einem Elektrolyten aus Quecksilbernitrat (Hg2 NO3) befinden. Das vom Strome abgeschiedene Quecksilber gelangt in ein mit Skala versehenes kapillares Steigrohr, so daß der Stromverbrauch jederzeit an der Höhe der Quecksilbersäule abgelesen werden kann. Auf diese Weise tritt die niedergeschlagene Menge an die Stelle des Gewichtes, und die Wägungen und somit alle empfindlichen beweglichen Teile fallen fort. Ein solcher von Wright angegebener Zähler wird von der Firma F. Lux jun. in Ludwigshafen gebaut. Er besteht aus einem allseitig zugeschmolzenen und mit dem Elektrolyten gefüllten Glaskörper, in dem Quecksilber (Anode) durch die elektrolytische Wirkung des Stromes aus einem Behälter zu einem darunter liegenden geschwärzten Platintrichter (Kathode) wandert. Aus dem Trichter fällt das Quecksilber in ein nach Kilowattstunden geteiltes Rohr, dessen Bezifferung von 0 bis 100 um je eine Kilowattstunde fortschreitet. Ist dies Rohr gefüllt, so entleert es sich durch Heberwirkung selbsttätig in ein darunter befindliches weiteres Glasrohr mit der Teilung 0, 100, 200 ... 1000 Kilowattstunden. Durch Umkippen des in einem Gelenk beweglichen Glaskörpers wird das niedergeschlagene Quecksilber in das Vorratsgefäß zurückgeführt. Dieses Zurückführen ist jährlich nur ein- bis zweimal erforderlich. Um den Uebelstand aller elektrochemischen Zähler, die einen Spannungsabfall von ca. 3 Volt (bei 5 Ampère) erzeugende elektromotorische Gegenkraft der Zelle, aufzuheben, wird eine Zusatzstromquelle oder eine besondere Schaltung mit Hilfswiderstand benutzt [13].
Sehr verbreitet sind die von Aron seit 1882 konstruierten Pendelzähler. Sie bestehen in der ursprünglichen Form aus einer Pendeluhr, einem sogenannten Regulator, deren Gang durch den zu messenden Strom beeinflußt wird. Bekanntlich hängt die Schwingungsdauer eines Pendels außer von der Pendellänge auch noch von der auf dasselbe wirkenden anziehenden Kraft ab. Kommt nun zu der Anziehungskraft der Erde noch eine zweite Kraft hinzu, die auf das Pendel einwirkt, so ändert sich die Schwingungsdauer, und zwar schwingt das Pendel schneller, wenn diese zweite Kraft in demselben Sinne wirkt wie die Schwerkraft, langsamer im entgegengesetzten Falle. An dem Pendel der Uhr ist ein Stahlmagnet angebracht, der mit dem einen Pol über einer feststehenden Rolle mit dickem Draht schwingt, durch die der zu messende Strom geleitet wird. Fließt kein Strom durch die Spule, so wirkt der Magnet nur wie ein schwerer Körper, und die Uhr hat normalen Gang. Wird jedoch der Strom eingeschaltet, so wirkt derselbe auf den Magneten ein und ändert die Schwingungsdauer, und zwar ist die Einrichtung so getroffen, daß der Gang des Pendels stets beschleunigt wird. Die Uhr eilt also gegen eine normalgehende vor, und diese Abweichung ist proportional der Stromstärke, so daß daraus die durch den Apparat gegangene Elektrizitätsmenge berechnet werden kann. Um den Vergleich mit einer Normaluhr zu vermeiden und zugleich eine direkte Ablesung zu erhalten, wurden später zwei auf genau gleiche Schwingungsdauer abgeglichene Pendel verwendet. Das linke Pendel ist ein gewöhnliches, das rechte trägt am unteren Ende als schweren Körper einen Stahlmagneten, der über einer Spule schwingt. Die Pendel werden durch je ein Uhrwerk im Gange erhalten und wirken auf ein gemeinschaftliches Zählwerk, das die Differenz ihrer Schwingungen zählt. Solange kein Strom durch die Spule fließt, schwingen beide Pendel gleichmäßig, und das Zählwerk bewegt sich nicht. Sobald jedoch der Strom eingeschaltet wird, werden die Schwingungen des magnetischen Pendels beschleunigt, und zwar um so mehr, je stärker der Strom ist. Das Zählwerk gibt vermitteln einer eigentümlichen Schaltvorrichtung (Planetengetriebe) [1] die Voreilung dieses Pendels an. Multipliziert man die abgelesene Zahl mit einem Faktor, der durch Eichung bestimmt werden muß, so erhält man die gelieferte Elektrizitätsmenge.[410]
Dasselbe Prinzip findet auch Anwendung bei der Konstruktion von Wattzählern. In derselben Weise, wie man aus einem Strommesser ein Wattmeter erhält, wenn man den Magneten durch ein zweites Solenoid ersetzt, das unter dem Einfluß der Betriebsspannung steht (s. Meßinstrumente, elektrische), gelangt man auch zu einem Wattzähler, wenn das rechte Pendel statt des Magnetstabes mit einer Rolle aus seinem Draht versehen wird, die im Nebenschluß zur Hauptleitung liegt, ist der Strom ausgeschaltet, so schwingen beide Pendel gleichmäßig. Sobald jedoch der Strom fließt, wirkt auf das rechte Pendel beschleunigend eine Kraft ein, die sowohl dem Hauptstrom als auch dem Strom in der Nebenschlußspule und somit der Spannung proportional ist; die Kraft ist folglich auch dem Produkt aus Strom und Spannung, d.h. dem Effekt, proportional.
Die neuesten Aronschen Pendelzähler sind Wattzähler, deren beide Pendel Nebenschlußspulen tragen, die von den Verbrauchsstromspulen im entgegengesetzten Sinne beeinflußt werden. Es kommt dabei die Differenz der Schwingungszahlen Z1 und Z2 zur Geltung, nach der Gleichung Z1 Z2 = Z · ci/C (Z ist die Schwingungszahl bei normalem Gang, c die Spannung, i die Stromstärke, C eine Konstante). Die beiden flachen, dünndrähtigen Pendelspulen p1 und p2 (vgl. die Schaltungsskizze Fig. 1) sind hintereinander geschaltet und wirken wie zwei vertikal stehende Stabmagnete. Infolge entsprechender Schaltung der darunter befindlichen Verbrauchsstromspulen v1 und v2 wird das eine Pendel in seiner Schwingungsdauer beschleunigt, das andre verzögert. Diese Gangdifferenz überträgt sich genau so wie bei den ersten Apparaten mittels des Planetengetriebes auf das Zählwerk. Bei dieser Neukonstruktion ist auch der bei den älteren Systemen mögliche Fehler der ungleichen Schwingungsdauer beider Pendel be Leerlauf und das daraus resulitierende falsche Zählen durch eine sinnreiche Umschaltvorrichtung unschädlich gemacht (s. [1] und [2]), so daß eine Uebereinstimmung in der Dauer der Pendelschwingungen nicht erforderlich ist. b1 bis b4 sind die vier Schleifbürsten dieser Umschaltvorrichtung. Eine elektrische Aufzugsvorrichtung durch den Anker a des Hubmagneten c betätigt, besorgt von Zeit zu Zeit das Aufziehen des Uhrwerkes vollkommen selbsttätig; ebenso geht der Zähler von selbst an. w1 bis w3 sind auf Porzellanrollen gewickelte Vorschaltwiderstände. Da die Zähler eisenfreie Wattmeter enthalten, eignen sie sich ebensogut für Gleich- wie für Wechselstrom.
Bei den Motorzählern wird der zu messende Strom oder ein Teil desselben durch einen auf ein Zählwerk einwirkenden Elektromotor geschickt. Hierher gehört der Elektrizitätszähler von Elihu Thomson, von der (jetzt mit der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft vereinigten) Union Elektrizitätsgesellschaft Berlin hergestellt. Die Fig. 2 gibt eine schematische Darstellung des Apparates. Er besteht aus einem Elektromotor (M Anker, B Magnetspulen), der eine gewisse Energiemenge liefert, und einer Dynamomaschine D, die diese Energie verbraucht, beide auf ein und derselben vertikalen Welle A befestigt. Der zu messende Strom durchfließt die Windungen der Spulen BB, in deren magnetischem Felde sich der Anker des Motors M bewegt. Letzterer befindet sich mit einem hohen Widerstände W von geringer Selbstinduktion in Hintereinanderschaltung und liegt im Nebenschluß zur Hauptleitung. Er ist völlig frei von Eisen, der Kollektor und die Bürsten bestehen aus Silber. Der Anker setzt sich in Bewegung, sobald Strom verbraucht wird, und die von ihm geleistete Arbeit ist proportional E Jv, worin E die Spannung, v die Umdrehungsgeschwindigkeit des Motors und J die Stromstärke in den Magnetspulen bedeuten. Diese Arbeit wird nun von der auf derselben Welle sitzenden Dynamomaschine D verbraucht. Sie besteht aus einer horizontalen Kupferscheibe, die zwischen kräftigen Magnetpolen rotiert. Dabei werden in der Scheibe Wirbelströme induziert, die der Bewegung entgegenwirken, wobei dem Quadrat der Geschwindigkeit proportionale Kräfte vernichtet werden, ist das Gleichgewicht der Bewegung hergestellt, so ist EJv = Cv2 oder EJ = Cv, d.h. die zu messende Energie ist proportional der Geschwindigkeit; hierin ist C ein konstanter Zahlenfaktor. Die gemeinsame Welle trägt oben eine Schraube ohne Ende, die ein Zählwerk in Bewegung setzt. Die Angabe des Zählwerkes, mit einer Konstanten multipliziert, gibt die gelieferte elektrische Energie. Ein Uebelstand aller Motorzähler ist der, daß die Reibung in erheblichem Maße zur Geltung kommt. Um den Einfluß derselben zu verringern, ist der Thomsonzähler so konstruiert, daß die Tourenzahl auch bei den größten Typen und bei stärkster Beanspruchung nicht über 60 in der Minute steigt, ferner sind alle beweglichen und reibenden Teile aufs sorgfältigste abgeglichen und ausbalanciert. Um die Reibung der Ankerwelle noch durch ein besonderes Kraftmoment zu kompensieren und ein leichtes Angehen auch bei geringer Strombelastung zu erzielen, ist in den Stromkreis des Ankers noch eine von Hummel-München angegebene Hilfswicklung eingeschaltet [2], [3]. Durch Anwendung dieser Zusatz-(Anlauf-)Spule[411] kann leicht eine Ueberempfindlichkeit des Motors hervorgerufen werden, die ein Leergehen, also Falschzählen, bewirkt. Vorbeugungsmittel hiergegen s. in [1]. Dieser Zähler ist, sobald der Motor weder im Anker noch in der Magnetspule Eisen enthält, in gleicher Weise für Gleichstrom wie für Wechselstrom verwendbar.
Auf demselben Prinzip beruht ein schon 1887 von W. v. Siemens konstruierter Zähler für Gleichstrom. Das magnetische Feld wurde jedoch durch einen permanenten Magneten erzeugt, der gleichzeitig auch die Wirbelströme in einer rotierenden Kupferscheibe hervorrief. Eine ähnliche Einrichtung benutzt noch heute die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin für ihren Magnetmotorzähler, einen einfachen und billigen Gleichstromzähler, speziell für Kleinkonsumenten bestimmt. Die Kupferscheibe fehlt und der permanente Magnet bewirkt außer der Motorerregung auch gleichzeitig die Bremsung, indem er Wirbelströme in dem Aluminiumzylinder erzeugt, der als Träger der Ankerwicklung dient. Ein von den Siemens-Schuckert-Werken zur Ausführung gebrachter Zähler stimmt in Prinzip und Aufbau mit den obenbeschriebenen Apparaten von Thomson überein. Dasselbe gilt von dem Wattstundenzähler der Isaria-Zähler-Werke in München. Durch Anwendung eines Ankers mit offener Wicklung an Stelle des Trommelankers wird bei dieser Ausführung die Zugkraft erhöht und die Zahl der Kollektorlamellen auf drei beschränkt. Einen neuen Typ von Motorzählern stellen die von der Danubia-Aktien-Gesellschaft, Straßburg, nach dem System O'Keenan gebauten O'K-Zähler dar, die einer besonderen Bremsvorrichtung nicht bedürfen, da die Einrichtung so getroffen ist, daß der Motor, außer geringer Reibungsarbeit, überhaupt keine Arbeit leisten kann. Sie sind nach dem Prinzip des Westonschen Meßapparates (s. Meßinstrumente, elektrische) gebaut, wobei jedoch die schwingende Spule in eine rotierende umgewandelt wurde. Fig. 3 zeigt schematisch den Aufbau, m ist ein permanenter Magnet, a ein glockenförmig aus übersponnenem Kupferdraht ohne jede Metallunterlage gewickelter Anker, c ein weicher Eisenkörper zur Verminderung des Widerstandes. des magnetischen Kreises. Der bei 1 und 2 an den Enden eines Neusilberwiderstandes. von der Verbrauchsleitung abzweigende Strom geht durch die Zuführungsdrähte d und die Bürste b zum Kollektor k. Die durch Drehung des Ankers im Magnetfelde erzeugte elektromotorische Kraft setzt sich im Anker selbst dem die Drehung bewirkenden Strom entgegen und drückt ihn und somit die Arbeitsleistung des Ankers auf einen kleinen Bruchteil zurück, weshalb eine besondere Bremsung überflüssig ist. Der Zähler ist ein Ampèrestundenzähler und kann wegen des permanenten Magneten nur in Gleichstromanlagen verwendet werden [1], [8], [10].
Zu den Motorzählern gehören ferner die Induktionszähler, die auf der Wirkung eines unsymmetrischen Wechselstromfeldes (s. Wechselstrom) auf eine Metallscheibe beruhen. Bei dem Wechselstromzähler nach dem System Hummel-München (in Fig. 4 und 5 schematisch dargestellt) ist das Ferrarissche Drehfeldprinzip zugrunde gelegt. Der Motoranker wird durch eine Kupferglocke k gebildet, in deren Innerem sich das Ankereisen c befindet; die feststehende Armatur besteht aus einem lamellierten, zwei Wicklungen v tragenden Eisenring a mit vier Polen. Zwischen die Pole ist eine Nebenschlußwicklung n in Rahmenform eingelegt; die erforderliche Phasenverschiebung von ca. 90° zwischen Hauptstrom- und Nebenschlußfeld wird mittels eines Vorschaltwiderstandes. abgeglichen. Die gewonnene Arbeit verrichtet eine Wirbelstrombremse (Fig. 5 : s Kupferscheibe, m permanente Magnete), wie oben beim Thomson-Zähler beschrieben. Da die in Drehstromanlagen verbrauchte elektrische Energie durch die Summe zweier Wechselstromarbeiten zum Ausdruck gebracht werden, kann die Messung der Drehstromarbeit direkt mittels zwei solcher Einphasenzähler erfolgen, deren Angaben zu summieren sind [3]. Nach diesem Prinzip bauen die Siemens-Schuckert-Werke und ebenso die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin Wechselstromzähler [1], die sich nur in den Konstruktionsdetails voneinander unterscheiden; sie können sowohl bei induktionsloser wie bei induktiver Belastung verwendet werden.
Konstruktionsdetails von Achsen- und Zapfenlagerungen, Arretierungs- und Bremsvorrichtungen in [1],
Bei den oszillierenden Zählern ist das Wattmeterprinzip (s. Meßinstrumente, elektrische) benutzt, nämlich die Einwirkung eines vom Hauptstrom in feststehenden Spulen erzeugten Feldes auf eine bewegliche Spannungsspule. Hierdurch kommt ein empfindlicher, leicht Fehler verursachender Teil, der Kommutator nebst Schleifbürsten, in Fortfall. Die resultierende Drehbewegung des Systems wird nach jeder feste hin durch einen Kontaktstift begrenzt, an den ein auf der Achse des Systems befestigter Flügel nach einer bestimmten Winkeldrehung anschlägt. Ein mit dem messenden System elektrisch verbundenes, aus zwei Spulen mit gemeinsamem Anker bestehendes Relais schaltet nach jedem Kontakt die Drehrichtung um, so daß eine hin und her gehende (oszillierende) Bewegung zustande kommt. Die vom beweglichen System geleistete Arbeit wird durch die Bewegung einer auf der Drehachse sitzenden Bremsscheibe im[412] permanent magnetischen Felde vernichtet. Die Schwingungen des Systems überträgt das Relais auf ein Zählwerk. Der Zähler wird nach dem System Lotz von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft Berlin ausgeführt [1].
Zeitzähler sind Uhrwerke, welche die einzelnen Stunden zählen, während denen Strom verbraucht wurde. Sie werden in kleineren Anlagen mit angenähert konstantem Strom benutzt, deren geringer Konsum durch die Amortisation eines normalen Zählers zu sehr belastet würde. Die Grenze des zeitweilig herrschenden maximalen Konsums ist dabei durch plombierte Sicherungen zu schützen. Der Zeitzähler der Deutsch-russischen Elektrizitätszählergesellschaft Berlin besteht aus einer Uhr, deren Gang durch einen Elektromagneten beim Ein- und Ausschalten des Stroms an- bezw. abgestellt wird. Bei dem Zeitzähler der Siemens-Schuckert-Werke ist das Uhrwerk durch einen periodisch wirkenden Hubmotor ersetzt [1].
Die Zähler, die, im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Apparaten, mit absatzweiser Summierung arbeiten, bestehen aus einem Strommesser (Ampèremeter), dessen verschiedene Zeigerstellungen zum Registrieren der Elektrizitätsmengen benutzt werden. Dies ist in sehr mannigfacher Weise ausgeführt worden und kann z.B. dadurch geschehen, daß man durch ein Uhrwerk periodisch den Zeiger auf Null zurückführt oder einen Hebel von Zeit zu Zeit gegen den Zeiger führt. Die hierbei ausgeführte Drehung des Zeigers oder des Hebels wird jedesmal auf ein Zählwerk übertragen. Dabei ist für eine richtige Messung Bedingung, daß im ersten Falle die Skala vollkommen proportional, im letzteren Falle, daß der Hebel passend gekrümmt ist. Das letztere Prinzip verwendete beispielsweise die Firma Siemens & Halske bei ihren älteren sogenannten Säbelzählern.
Bei den neueren Präzisionselektrizitätszählern der Siemens-Schuckert-Werke wird die periodische Bewegung durch einen kleinen Elektromotor bewirkt, der aus einer schweren, von einem Elektromagneten beeinflußten Unruhe besteht. Nähere Details in [2].
Ueber Bestrebungen, eine Abänderung des Tarifwesens der Elektrizitätswerke mit Hilfe von Doppeltarifzählern und Preiszählern herbeizuführen, vgl. [6], [7], [9], [11], [12]. Instrumente, die den Verbrauchsstrom graphisch aufzeichnen, registrieren s. Registrierapparate, elektrische.
Literatur: [1] Königswerther, Konstruktion und Prüfung der Elektrizitätszähler, Hannover 1903. [2] Heim, Die Einrichtung elektrischer Beleuchtungsanlagen, Leipzig 1903. [3] Voit, Sammlung elektrotechnischer Vorträge, Bd. 1, Heft 9, Stuttgart 1898. [4] Elektrotechn. Zeitschr. 1892, S. 289. [5] Ebend. 1893, S. 574. [6] Ebend. 1895, S. 739. [7] Ebend. 1897, S. 239. [8] Ebend. 1900, S. 441. [9] Ebend. 1901, S. 676. [10] Ebend. 1901, S. 207. [11] Ebend. 1902, S. 90. [12] Ebend. 1904, S. 532. [13] Zeitschr. f. Elektrochemie 1905, S. 139.
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